Samstag, 24. Januar 2009

Der Westen im Missverständnis um den Namensstreit

Man könnte es im allgemeinen als Unwissen, oder als das Versäumnis des Westen bezeichnen, sich um die Tragweite zum Verständnis der Namensfrage tiefgründig zu informieren. Nicht selten heißt es im deutschen Alltag oder in den Stammkneipen deutscher Städte – „ Die Mazedonier“ oder „Mazedonisch“ und stellt im Unterbewusstsein eine Verbindung zu den Makedonen Alexanders des Grossen her. Kommt es dann vor, das zufällig ein Grieche in dieser Runde anwesend ist, erlebt die Diskussion einen temperamentvollen Verlauf. Fast krampfhaft scheint es dann, wie die Griechen ihren deutschen Kollegen in den Stammtischrunden versuchen klar zu machen, dass „ Die Dort“ keine Makedonen sind.
Ein hin und her beginnt. Und das Versagen der politischen Führungen Europas, spiegelt sich in der Tragweite der Verwirrung um diesen uralten griechischen Namen „Makednos“ wieder. Begibt man sich zu den griechischen Gemeindezentren Stuttgarts, Mannheims oder Düsseldorfs, stößt man vor allem gegenüber der deutschen Darstellungsweise des Namensstreits auf Unverständnis. –„ Wir gehören doch zur EU“ heißt es oft mit klaren Worten, und die Griechen sind Stolz darauf, indirekt die Begründer der europäischen Zivilisation zu sein. Sie verstehen sich als ein wichtiger Bestandteil der pnevmatischen Idee Europas. „ Aus welchen Gründen unterstützen uns unsere Verbündeten nicht?“. Die Köpfe werden geschüttelt, und man winkt einfach ab. Dieses Abwinken, ist jedoch eine nicht zu unterschätzende Geste der deutsch-Griechen. „Loyalität“ ist ihnen sehr wichtig, doch als Loyal im Sinne der europäischen Interessen versteht die Mehrheit der Griechen, die deutsche Außenpolitik im Balkan schon längst nicht mehr. Wenn Deutschland einen Nichtmitgliedsstaat der EU, mehr Unterstützung und Verständnis zugesteht, als seinem europäischen, griechischen Partner und Verbündeten. Ob es sich um den IRAQ Konflikt handelt oder den Afganistaneinsatz deutscher Soldaten, standen zumindest die Deutschen, hoch im Ansehen der griechischen Wertvorstellungen. „ Deutschland hat in seiner Vergangenheit viel Leid verbreitet“ –heißt es, und im gleichen Atemzug schwärmen die Griechen von den deutschen Tugenden und den gegenwärtigen Versuchen Deutschlands, den Frieden in der Welt zu sichern. Um so paradoxer erscheint es den „Hellenen“, dass die Deutschen, die Sichtweise der Griechen nicht im geringsten zu verstehen scheinen, und vor allem den Balkan in eine von griechischer Sicht aus, de stabilen Lage bringen. „ Wie würden sich die Deutschen fühlen, wenn es plötzlich heißen würde – die Preußen wären keine Deutschen, oder die Bayern sind eine „Minderheit“ in Deutschland “ Rief ein Grieche seinem Gesprächspartner in einem griechischen Kaffee Mannheims zu „Ich bin Makedone, Grieche! Bin ich eine Minderheit in meinem eigenen Land? . - Sie scheinen nichts aus der Geschichte gelernt zu haben“. Ironisches fast zynisches Gelächter bricht aus, welches jedoch die verzweifelte emotionale Lage der Griechen zu vernebeln versucht.
Die einseitige Darstellung der Medien verunsichert die deutsch-Griechen nicht weniger. In den Medien ist der Terminus „ Mazedonien „ allgegenwärtig allerdings nicht im Zusammenhang mit dem Griechentum. Lexikas stiften noch mehr Verwirrung indem sie für „ Makedone“ oder „ Mazedone“ die verschiedensten Definitionen auflisten und dem Suchenden zum Schluss, mit keinerlei stichfesten Information dienen können. Einerseits hat der Makedone und Zivilisationsbringer Alexander der Grosse den Hellenismus ( Das Griechentum ) , in die entlegensten Winkel der antiken Welt verbreitet, mit all seinen Wissenschaften und vor allem der griechischen Sprache (zu empfehlen –„Alexander der Grosse“ von Hans Joachim-Gehrke). Andererseits spricht man in den Medien von „ mazedonischen Minderheiten“ in Griechenland und erwähnt dabei nicht, das 2.000.000 Griechen in und um der Vize-Hauptstadt Griechenlands – Thessalonike sich als Makedonen definieren. Diese gezielte Monopolisierung der geographischen Bezeichnung „ Makedonien“ wird in den deutschen Medien regelrecht zu einer „ethnischen“ Thematik umgewandelt, ohne sich der möglichen Folgen und Konsequenzen, welche diese Monopolisierung mit sich bringt, im klaren zu sein. Und wenn man sich dessen dennoch bewusst sein sollte, dann darf man nicht von „ neutraler“ Berichterstattung sprechen.
Von den griechischen Gemeindezentren in Deutschland auf einer Reise durch die griechische Provinz Makedonien. Bei den Grenzdörfern, nahe Bulgarien und der ehemaligen jugoslawischen Republik - F.Y.R.O.M, ( Neo Petritsi oder Karperi ) begegnet man so manchen „alten“ Griechen der bei einem Tavli (Bagammon), den geheimen Volkssport der Griechen, seinen Frust urplötzlich in einer anderen Sprache auslässt. Wenn man die Einheimischen auf die Herkunft dieser Sprache anspricht, erhält man die Antwort : „ Dopia“. - Dopia? „ Naja, einige nennen es Makedonika doch es ist bulgarisch um ganz genau zu sein“. Antworten die zweisprachigen Bewohner dieser Dörfer.
Tatsächlich ergibt sich die Gelegenheit in Dorf Neo Petritsi einen bulgarischen Immigranten auf diese „Zweitsprache“ der Einheimischen anzusprechen. „Verstehen Sie diese Sprache? Fragen wir den bulgarischen Immigranten inmitten der Piazza des Dorfes, welcher uns in einem fast akzentfreien Griechisch antwortet - :“ Fisika, Bulgarika ine! „ – Auf deutsch übersetzt : „ Natürlich, es ist bulgarisch!“. – „ Wie kann es dann sein“ – fragen wir ihn weiter, „dass die multiethnischen Bürger in F.Y.R.O.M diese Sprache „ mazedonisch“ nennen?“ .– „Mazedonisch?“ antwortet der bulgarische Immigrant fragend, - „ Wenn die Mazedonen sind, bin ich Chinese ! Ich kann die doch einwandfrei verstehen“ ( Ama ine afti Makedones, ego ime kinesos – tote giati tous katalaweno.. ) - fügt der Mann zuletzt noch hinzu. Die Problematik welche sich um den Namensstreit erstreckt scheint sehr tiefe Wurzeln zu tragen. Auf der Suche nach Antworten begegnen wir zwei alte Griechinnen vor ihrer Haustür sitzend, welche sich ebenfalls in dieser „Zweitsprache“ unterhalten. „Wieso unterhalten sie sich in dieser Sprache ?“ fragen wir die zwei Damen vor Ihrer Haustür. Die Antwort kommt auf griechisch :“ Na weil wir diese als Kinder lernen mussten – griechisch war damals verboten – und wenn wir manchmal ein wenig lästern wollen, damit unsere Kinder und Enkel es nicht verstehen, sprechen wir Dopia.“ - “ Wieso war denn griechisch Verboten?“ . - „ Ha, ich bin im alten Petrisi aufgewachsen, heute liegt es in Bulgarien. Unser Vater brachte uns griechisch in den Abendstunden zuhause bei. Tagsüber war es unmöglich griechisch zu sprechen, die Bulgaren verabscheuten uns Griechen! Schließlich zogen unsere Großeltern mit unseren Eltern wie die übrigen Griechen in Bulgarien, Richtung Heimat aus. Hier Gründeten sie dann das heutige „Neo Petrisi“ . Das Schicksal holte uns jedoch in der Occupationszeit von 1940 bis 1944 ein . Unsere Region hier stand damals unter deutsch-bulgarischer Besatzung, der Alptraum ging von vorne los....“
So mancher Grieche der Grenzdörfer schöpft aus dem bulgarischen (slawophonen ) Idiom des „ Dopio“. Doch alle betonen sie ihr Hellenentum. Auf die Frage ob sie denn Makedonen seien bekommt man immer die selbe Antwort. „ Makedonas ke Ellinas ine to idio! “ Natürlich sind wir Makedonen! Grieche sein und Makedone ist das selbe!. – „Und die aus Skopje ?„ - „Die“ ? „Makedonen“ ? – „Vorgestern waren sie noch Bulgaren, gestern Jugoslawen und heute Makedonen ?, was werden sie morgen sein ?“ Es ist leicht zu erkennen wie betroffen die Menschen der griechischen Provinz Makedonien sind wenn es um Ihre Identität geht. „ Das sind alles Verbrecher!“ Fügt ein weiterer Mann hinzu. „ Diese Skopjianer haben es schon immer auf Makedonien abgesehen, diese Faschisten!“.
Die Wirren der Balkankriege haben in diesen Regionen tiefe Narben hinterlassen. Ebenso die deutsch-italo-bulgarische Okkupation von 1940 . Der griechische Bürgerkrieg von 1946 bis 1949 vollstreckte das übrige Übel als kommunistische Rebellen mit Gewalt versuchten die marxistische Ideologie in Griechenland zu verbreiten.(Sehr zu empfehlen –Die Identitätssuche des neuen Griechentums von Pavlos Tzermias – Mit besonderer Berücksichtigung des Makedonien Problems). Das Teilhaben jugoslawischer aktivisten im griechischen Bürgerkrieg, bezeugt das Interesse des titoistischen Jugoslawien an einem gespaltenen Griechenland.Durch die Erhebung von „ Vardarska“ (ehemalige Bezeichnung von F.Y.R.O.M) in eine inner jugoslawische Republik als „Mazedonien“, entfremdeten sich die bulgarisch stämmigen Bewohner dieser Region von ihrem Bulgaren tum und verirrten sich auf einem Weg der Suggestion des Pseudomakedonismus. Spätestens die zweite und dritte Generation der ehemaligen jugoslawischen Republik, haben sich in den Irrglauben des Makedonsismus verloren. Wohin sie dieser irrationale Weg führen wird, wird die Geschichte schreiben, doch von welchen Weg sie gekommen sind hat die Geschichte schon geschrieben.
Alexanders Makedonien war ein griechisches Makedonien. Mit seiner Architektur, seinem Glauben, seiner Sprache, seiner Kultur und seines Bewusstseins. Das titoistische „Mazedonien“ Skopjies von 1944, ist ein slawisches Völkergemisch, mit bulgarischen Traditionen und Volkstum. Albaner, Serben, Roma, Cindis, Türken bekennende Bulgaren, Pomaken, Christen und Muslime. Reich und vielfältig an ethnischen und religiösen Merkmalen. Alleine das macht es schon zum Absurdum, einen Vielvölkerstaat mit einem Namen zu versehen welcher wenn „überhaupt“, nur eine Volksgruppe definieren würde, und alle anderen dort vorhandenen Ethnien nicht beschreibt oder gar erwähnt. Nicht zu unterschätzen ist ebenfalls das Interesse dritter, nichteuropäischer Staaten, an einem Staat „Mazedonien“. Die Errichtung einer der größten Botschaften der USA in F.Y.R.O.M spricht für sich. Dem allen ist entgegenzutreten, aus Gründen der historischen Richtigstellung und vor allem zur Bewahrung des Friedens auf dem Balkan. Es kann nicht der richtige Weg sein, den Nationalismus des einen zu rechtfertigen, während man den besorgten Patriotismus des anderen Verurteilt. Einerseits die Einigung Europas predigt, andererseits eine Neuentwicklung von abhängigen, über lebensunfähigen Kleinstaaten fördert. Jeder Bumerang der geworfen wird, kehrt zu seinem Werfer wieder zurück, und das Spiel mit einen neo-pseudo mazedonischen Nationalismus aus den Reihen Europas, hat den nächsten Balkankonflikt somit schon im Programm.

Panagiotes Raftakis
Quelle:
http://www.makedons.de
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